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Wort zum Sonntag 08.09.2024

Maik Richter, Diakon Evang.- Luth. Kirchengemeinde Bad Kissingen

AUSGRENZUNG – DIE ETWA AUCH?!

Kopfschüttelnd und immer verärgerter stand der alte Pfarrer vor dem Schaukasten seiner ehemaligen Gemeinde. Dort hing der Plan für die nächsten Wochen mit all den Gruppen, die sich im Gemeindehaus treffen sollten. „Kochgruppe für Männer“, las er dort und „Jugendgruppe zum Thema Erste Liebe“, „Laternenbasteln für Kinder“, „Gesprächskreis für alleinerziehende Mütter“, und endlich fand er auch den Hinweis „Gebetskreis“.

Er lenkte seinen Schritt in die ehrwürdige Kirche, in der er so viele Male gepredigt hatte. Im Eingang lag dort ein Gästebuch: „Diese Kirche ist echt voll cool! Hier hat man ein super Feeling!“ hatte ein Jugendlicher dort aufgeschrieben.

Der alte Pfarrer setzte sich in die erste Reihe, um seine Gedanken zu ordnen und zur Ruhe zu kommen. Das alles sollte Gemeindearbeit sein? Was hat das mit dem Glauben zu tun? Und der Text im Gästebuch: durfte man so über die Kirche, über Gott reden?

Der Textabschnitt aus dem Brief an die Epheser, Kapitel 3, 2 – 3 hätte ihm weitergeholfen, denn er sagt ganz eindeutig, dass es für die Teilhabe an der Liebe Gottes und an der frohen Botschaft des Evangeliums keinerlei Bedingungen gibt, außer den Wunsch, der Sehnsucht nach Zugehörigkeit. Wir müssen nicht zuerst beten und beichten, in der Bibel lesen und rechtschaffene Christen sein, sondern wir sind eingeladen, miteinander nach Gottes Liebe zu fragen. Und es wird jedem Menschen zugestanden, das auf seine Weise zu tun. Vielleicht erkenne ich Gottes Liebe in der Gemeinschaft mit anderen, beim Kochen und Essen. Vielleicht in der Erkenntnis, dass ich nicht allein bin mit meinen Sorgen und Nöten und in der Hilfe, die mir im Gespräch zuteilwird. Vielleicht kann ich so glauben, dass ich mit Gott über alles sprechen darf, was mich umtreibt.

Und der Eintrag im Gästebuch enthält das höchste Lob, das dieser Jugendliche zu vergeben hat. Das ist seine Sprache und er sagt damit doch im Grunde das, was auch Psalm 26, 8 sagt: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt!“, aber dieser Bibeltext ist eben nicht seine Sprache. Soll er deshalb schweigen?

Es ist schon ein interessantes Phänomen, dass wir so oft zu wissen meinen, was für einen anderen Menschen gut und richtig ist. Wir halten unsere Form der Glaubensausübung für die richtige und blicken schräg auf die anderen, denen wir dann so gern auch das echte Christsein absprechen. „Aber ein schräger Blick passt nicht zu einem geraden Herzen“, sagt ein Sprichwort. Verschiedenheit macht uns Menschen offenbar Angst und doch ist gerade sie der Reichtum, den wir aneinander finden können.

Nicht nur dem alten Pfarrer vor dem Schaukasten geht es so. Auch bei älteren Menschen habe ich schon oft beobachten können, dass das Fremde Angst macht.

Ich lade Sie alle ein, die eigene Gruppe, die eigene Gemeinschaft für die allerbeste zu halten und sich darüber zu freuen, dass Sie selbst gerade zu dieser Gruppe gehören, in der Sie Halt und Kraft finden, die Ihnen guttut und auf die Sie sich freuen.

Und ich lade Sie dazu ein, genau das auch allen anderen Menschen zuzugestehen. Und dann kommen Sie zusammen und erzählen Sie von Ihren Erlebnissen und Erfahrungen, von Ihrem Weg zu Gott und zu seinen Geschöpfen. Sie werden staunen!

Amen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, alles Gute und bleiben Sie in allem behütet und bewahrt.

Ihr

Diakon Maik Richter, Evang.- Luth. Kirchengemeinde Bad Kissingen