Lied:
Wer nur den lieben Gott lässt walten
(GL 424)
Einleitung
Der arme Lazarus kommt heute zu uns in den Gottesdienst. Er selbst wird nicht viel sagen. Aber seine Geschichte dreht die Welt um. Reichtum wird Armut, Armut Reichtum. Die Themen sind uns auch in dieser Woche begegnet. Viele Menschen kommen aus Armutsfallen nicht heraus, andere kaufen sich die Welt. Wir schwanken zwischen Entrüstung und Angst. Die Sorge, sozial abzusteigen, ist vielen Menschen anzumerken. Was kann uns glücklich machen? Wir sind eingeladen, Schuld, Sorgen und Ängste bei Gott abzulegen. Ihn rufen wir an.
Kyrie-Ruf
Herr Jesus Christus, deine Botschaft erleuchtet unsere Herzen.
Herr, erbarme dich
Deine barmherzige Liebe verändert unser Tun und Denken.
Christus, erbarme dich
Deine Taten fordern uns auf, in deine Nachfolge zu treten.
Herr, erbarme dich
Gebet
Gott, unser Schöpfer. Die Gegensätze in der Welt klagen uns an: Reichtum und Not, Hunger und Überfluss, Sorglosigkeit und Leid stehen gegeneinander. Hilf du uns allen, dass wir aufhören, die Gegensätze zu verschärfen und anfangen, einander Brüder und Schwestern zu sein. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Amen.
Evangelium (Lk 16,19-31)
In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer. Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Gedanken zum Evangelium
Wir haben gerade das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus gehört. Ein kraftvolles, aber zugleich auch provozierendes Gleichnis, das auch uns Menschen heute herausfordern kann und gewisse Fragen aufkommen lässt: Wie leben wir? Wie begegnen wir unseren Mitmenschen? Wie nehmen wir sie wahr – und wie handeln wir in unserer Umgebung? In dieser Erzählung werden Grenzen beschrieben. Grenzen zwischen Reichtum und Armut, zwischen Leid und Behaglichkeit, zwischen Hier und Dort. Und sie stellt uns vor die Frage: Welche Grenzen sehen wir und gehen vielleicht trotzdem vorüber und welche Grenzen überschreiten wir, um einander aufzurichten?
Im Evangelium begegnen wir heute zwei Menschen, die nahe beieinander leben – so nahe, dass Lazarus sogar direkt vor der Tür des Reichen liegt – aber dennoch sind ihre Welten getrennt. Der reiche Mann lebt in Prunk und Luxus. Er ist in seiner Welt komfortabel eingerichtet. Er hat alles, ist abgesichert und abgeschottet von seiner Außenwelt. Lazarus hingegen leidet. Er ist krank, wird verachtet und kann seinen Hunger nicht einmal mit den Essensresten stillen. Letztendlich stirbt er elend und hilflos. Einerseits hören wir von einer ganz engen räumlichen Nähe, andererseits besteht da eine tiefe moralische und soziale Distanz zwischen beiden Menschen. Größer könnte die Kluft zwischen Menschen nicht sein.
Aber: Das Gleichnis setzt eine Grenze, die keine Brücke mehr kennt: den Tod. Nach dem Tod tauschen sich die Rollen: Lazarus wird getröstet und liegt im Schoß Abrahams, der Reiche hingegen leidet große Qual. Abraham weist den Reichen darauf hin, dass er bereits zu Lebzeiten seine Wohltaten erhalten hat und dort schon die Unterschiede hergestellt wurden. Für alle die noch in der Welt leben, bleibt lediglich der Ausspruch des Abraham: „Sie haben Mose und die Propheten – auf sie sollen sie hören.“
Was heißt das heute für uns? Was können wir aus diesem Satz lernen? Konkret heißt er: Bleibt nicht egoistisch, schaut auf eure Mitmenschen und lebt die Liebe, die Jesus und die Propheten euch immer wieder verkündigt haben. Somit lautet der Auftrag an uns: Die Augen zu öffnen und nicht wegzuschauen, wenn wir das Leid und die Not am Rand der Gesellschaft sehen. All die obdachlosen, kranken, alten und vergessenen Menschen sind nicht weit entfernt von uns. Oft sind sie an unserer Tür – symbolisch oder real.
Es geht aber dabei nicht nur um persönliche Hilfe, sondern um eine Veränderung in unserer Haltung: es ist für uns Gläubige wichtig nicht nur zu sehen und zu erkennen, sondern auch nach Jesu Botschaft zu handeln. Dies erfordert Mut, Grenzen zu überwinden; sowohl sozial und räumlich als auch kulturell. Manchmal müssen wir aufstehen, sprechen, teilen und uns einsetzen, selbst wenn es unbequem wird. Dabei sollte es aber keine Grenze zwischen ,uns‘ und ,den anderen‘ gezogen werden. Es sollte keine Festlegung geben, wer dazugehören darf. Denn Gottes Gerechtigkeit und Gottes Barmherzigkeit sind universell gültig. Wir sind berufen, dass unsere Kirchen zu einem Ort werden, an dem Menschen Würde erfahren, wo Hoffnung wächst; auch durch unser konkretes Handeln.
Das Gleichnis bleibt nicht bei der Warnung stehen. Es beinhaltet die Verheißung, dass Gott hellhörig ist; besonders für jene, die leiden. Gott vergisst sie nicht. Uns stellt sich die Frage: Wollen wir zu jenen gehören, die Gottes Botschaft von Mitgefühl, Gerechtigkeit und Wandel weitertragen? Wir sind aufgerufen, Brücken zu bauen; Brücken zwischen Wohlstand und Bedürfnis, zwischen Sicherheit und Risiko, zwischen Wahrheit und Tat. Und wir dürfen glauben, dass der Herr uns dazu befähigt. Er gibt Kraft, Augen und Hände; für kleine und große Schritte.
Das Gleichnis vom reichen Mann und Lazarus ist keine Fabel über ,böse Reiche‘ und ,arme Opfer‘, es ist eine Einladung, eine Einladung zur Umkehr, zur Größe in unserer Liebe; eine Einladung, die Grenze des Schweigens zu überschreiten und aktiv Gottes Reich zu bauen – hier und jetzt. Mögen wir wachsen in Mitgefühl und im Mut, die Grenzen zu überschreiten, die uns trennen. Und mögen wir eines Tages am unüberwindlichen Abgrund der Ungerechtigkeit stehen und sagen dürfen: Ich habe gehört, ich habe gehandelt, ich habe Liebe gesucht und sie bei Gott gefunden.
(Johannes Heimerl)
Lied:
Hilf Herr meines Lebens
(GL 440)
Fürbitten
Wir rufen zu Gott unserem Vater, der uns in seinem Sohn seine Güte und Menschenfreundlichkeit offenbart hat:
Für alle, die in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Verantwortung tragen und tagtäglich Entscheidungen treffen müssen.Leite sie durch deine Botschaft zu Gerechtigkeit und Frieden.
Für alle, die sich ehrenamtlich engagieren und viel Zeit für ihre Mitmenschen und die Gesellschaft investieren.Lohne ihnen ihre Arbeit.
Für alle, die in der Kirche tätig sind; ob als Priester, Seelsorger oder Verkündiger. Schenke ihnen ein offenes Herz für deine Botschaft und lass sie diese zu den Menschen tragen.
Für die Umwelt, die immer mehr und mehr ausgebeutet und geschändet wird und für alle Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden.Schenke den Menschen Achtsam
keit im Umgang mit deiner Schöpfung.
Für alle Kranken und Notleidenden und alle, die es schwer in ihrem Leben haben. Schenke ihnen Begegnungen mit guten Menschen und bewahre sie vor Einsamkeit.
Für alle, die ihren Pilgerweg auf Erden schon vollendet haben. Führe du sie heim in dein Reich und lass sie bei dir geborgen sein.
Denn du bist ein Gott des Lebens, der alles zum Guten vollenden wird. Auf dich vertrauen wir heute und alle Tage unseres Lebens.
Amen.
Einleitung zum Vaterunser
Beten wir das Gebet, das Jesus uns alle gelehrt hat - Arme und Reiche: Vater unser im Himmel …
Segensgebet
Du, Gott, von dem alles kommt, zu dem alles geht – wir danken dir. Für Abraham und Lazarus, für den reichen Mann, der keinen Namen hat. Wir bitten dich, dass uns das Geld nicht gefangen nimmt, Reichtum nicht blendet und Armut nicht abstößt. Hilf uns abzuwägen, was uns tragen und halten kann, was wir teilen und verschenken können, was unser ist und was nicht. Schenke uns Weisheit, alles als geschenkt zu betrachten, was uns jeden Tag reich macht.
So segne uns im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.
Lied:
Meine engen Grenzen
(GL 437)