von Andreas Lomb - Fränkischer Tag
Ramsthal –
Jedes Jahr machen sich die Ramsthaler auf den Weg nach Dettelbach. Seit 375 Jahren ist diese Wallfahrt ein fester Bestandteil ihres Glaubenslebens.
Seit 1649 wallen die Ramsthaler nach Maria Himmelfahrt zur Wallfahrtskirche Maria im Sand nach Dettelbach. Die Wallfahrt begeht somit im Jahre 2024 ihr 375. Jubiläum.
Kurz nach dem Ende des 30-jährigen Krieges und in Verbindung mit der grassierenden Pest ist die Wallfahrt in Aufzeichnungen des Dekans von Karlstadt erstmals schriftlich erwähnt. Damals suchte man in Franken den Beistand der Gottesmutter Maria. In Dettelbach waren 1505 nach der Genesung eines nach einer Schlägerei zum Pflegefall gewordenen Mannes durch den Besuch eines Bildstocks in den Weinbergen weitere 60 Wunder bis zum Jahr 1511 vermerkt, die Ursprung der Wallfahrten gewesen sind. Nach verschiedenen kleineren Kirchen lies Julius Echter 1608 – 1613 die jetzige Wallfahrtskirche Maria im Sand und von 1616 – 1620 ein Franziskanerkloster zur Betreuung der vielen Wallfahrer erbauen.
Was der Verein heute leistet
Papst Leo XIII. gewährte 1880 den Vereinsmitgliedern verschiedene Ablässe, deren Bedingungen auf einer entsprechenden Urkunde in der Ramsthaler Marienkapelle dokumentiert sind. Der Verein kümmert sich auch heute noch um die Pflege und den Erhalt der Kapelle.
Nach dem „Hammelburger Journal“ vom 22. August 1889 engagierten sich Ramsthaler Wallfahrer bei einem Großbrand in Dettelbach am vorherigen Wochenende besonders. Nach alten Aufzeichnungen wurden damals fünf Häuser und 20 Scheunen durch das Feuer zerstört. Besonders habe sich der an der Wallfahrt teilnehmende 2. Kommandant der Ramsthaler Feuerwehr bei den Löscharbeiten hervorgetan.
Auch der 2. Weltkrieg verhinderte die Durchführung der Wallfahrt nicht. Einige Frauen hielten in dieser Zeit die Tradition aufrecht, bis sie nach dem Krieg wieder in gewohnter Form stattfinden konnte. Auch in der Coronazeit wurde die Wallfahrt unter Einhaltung der geltenden Einschränkungen durchgeführt.
Glücklich sind die Ramsthaler Wallfahrer, dass seit 1987 der in Ramsthal gebürtige Pfarrer Leo Brand die priesterliche Begleitung auf der rund 100 Kilometer langen Gesamtstrecke wahrnimmt. Auch die Schließung des Franziskanerklosters in Dettelbach im Januar 2017 schränkte die Begeisterung der Ramsthaler für ihre Wallfahrt nicht ein.
Höhepunkt des Jahres
Die Teilnahme ist häufig Tradition und Gesprächsthema in der Familie und beginnt, motiviert durch Eltern oder Angehörige, teilweise bereits bei Jugendlichen im Alter von 12 – 15 Jahren. Stolz erfüllt dann die jungen Teilnehmer, wenn sie die Strecke erstmals vollständig bewältigt haben. Solange es die Gesundheit erlaubt, ist die Wallfahrt auch für die langjährigen Wallfahrer im Alter über 70 Jahre ein Höhepunkt des Jahres.
Inzwischen nehmen auch Teilnehmer aus der weiteren Region teil, die die spirituelle Zeit in der Gruppe schätzen. Erfreulich ist es, dass es immer wieder Nachwuchs gibt. Tief beeindruckend ist es, wenn die Wallfahrer bei ihrer Rückkehr von den Bürgern empfangen und in einer Lichterprozession zur Kirche begleitet werden.
Durch die breite Unterstützung durch Firmen und Privatleuten ist ein reibungsloser Ablauf gewährleistet. Ob Tee in großen Mengen gekocht werden muss oder Begleitfahrzeuge zur Verfügung gestellt werden, auf die Unterstützer ist Verlass. Blasen und schmerzende Glieder wollen behandelt werden. Hier unterstützt die Apotheke Euerdorf seit vielen Jahren mit Sachspenden. Unterwegs werden die Wallleute bei der Versorgung und den Quartieren von vielen örtlichen Helfern unterstützt.
Wallfahrtsbüchlein als steter Begleiter
Ein eigens aufgelegtes Wallfahrtsbüchlein mit Texten und Liedern ist der stete Begleiter. Es wird auch Stille gehalten, meditative Texte werden vorgelesen und es bleibt Zeit zum Nachdenken und für Gespräche mit den Mit-wallfahrern. Die Vorbeter bereiten die Wallfahrt jährlich sorgfältig vor und suchen passende Texte aus, um eine spirituelle und meditative Atmosphäre zu schaffen. Damit erleben die Wallenden an diesem Wochenende ein ganz starkes Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Die musikalische Umrahmung beim Auszug in Ramsthal, der Durchquerung von Ortschaften und am Zielort übernimmt seit Jahren eine Gruppe von Musikern aus verschiedensten Orten unter Leitung von Winfried Söder, die sich nur für diesen Anlass zusammenfindet.
In den vergangenen Jahren wurde die Leitung des Dettelbacher Wallfahrtsvereins in jüngere Hände übergeben. Erste Neuerungen hierdurch zeigen sich dadurch, dass die Wallfahrt auch in Facebook und Instagram präsent ist, um die jüngeren Menschen zu erreichen.
Ein besonderes Erlebnis und der Höhepunkt der Wallfahrt ist die Rückkehr und der Empfang am Sonntagabend in Ramsthal. Die Wallfahrer freuen sich über eine zahlreiche Teilnahme an der Lichterprozession und den Schmuck der Hauptstraße mit Lichtern und Blumen durch die Anwohner.

